Im Zickzack auf Ötzis Spuren

1. August 2016 - 6. August 2016
Tobias Weßelborg


Während der Hochtour bekamen die Teilnehmer die Unwägbarkeiten einer Bergtour voll zu spüren.

Oliver Honrath bot in diesem Jahr eine einwöchige Hochtour in den Ötztaler Alpen und der Texelgruppe unter dem Motto „Auf Ötzis Spuren“ an. Ursprünglich gab es fünf Teilnehmer, jedoch musste einer krankheitsbedingt absagen, sodass mit Gudrun, Mira, Tobias vier blieben.

Wir starteten am 31. Juli und beendeten die Tour leider einen Tag früher als geplant. Doch dazu später mehr …

Sonntag, 31. Juli 2016

Am Sonntag trafen wir uns wie geplant und pünktlich um 17.00 Uhr am Nassreidhof im Pfossental. Nach der Materialausgabe und einem köstlichen Abendessen (Hirten-Maccaroni, kalte Platte und Eis) gab Oliver einen kurzen Überblick über die kommenden Tage und den geplanten (!) Verlauf der Tour.

Montag, 1. August 2016

Die erste Etappe führte uns auf einfachen Wanderwegen zum Tisenhof bei Vernagt. Für diese Tour benötigten wir ca. 7 Stunden. Oliver und Tobias bestiegen in der Mittagspause noch den Gipfel des Azboden. Im Tisenhof angekommen, bezogen wir die „Rumpelkammer“ und ließen den Abend bei Speck- und Käseknödeln ausklingen.

Dienstag, 2. August 2016

Am Dienstag stand „nur“ der 3- bis 4-stündige Aufstieg zur Similaunhütte (3018 m) auf dem Plan. Es galt gut 1200 Höhenmeter zu überwinden. Nach einer Woche voller Lebensweisheiten während des Gletscherkurses, folgte heute eine weitere. „Wer sein Rad liebt, der schiebt“, hieß es, als uns einige waghalsige Mountainbiker während unseres Aufstiegs zur Similaunhütte entgegenkamen. Oben angekommen setzten wir unser im Gletscherkurs Erlerntes um und so gab es zuallererst Kuchen!

 

Mittwoch, 3. August 2016

Am Mittwoch gab es bereits um 6.00 Uhr Frühstück. Unser Ziel war heute der Gipfel des Similaun mit einer Höhe von knapp über 3600 m. Bei traumhaftem Wetter stiegen wir in der Spur von drei Spaniern Richtung Gipfel auf. Mira, die zuvor noch nie einen Gletscher betreten und Steigeisen getragen hatte, erwies sich nach einer kurzen Einweisung als Naturtalent, sodass unserem Ziel nichts im Wege gestanden hätte, wären wir nicht den Spaniern gefolgt. Die führten uns nämlich in ein Spaltengebiet, wie wir später bemerkten. Zudem wurden wir durch lautes Rufen eines Bergführers darauf hingewiesen. Jetzt hieß es Seil anlegen und Oliver führte uns sicher heraus. Wir machten trotzdem noch einige Höhenmeter gut, verloren jedoch sehr viel Zeit. Bei einer Pause auf 3450 m beschlossen wir, den Gipfel nicht mehr zu besteigen, sondern zur Similaunhütte zurückzukehren. Von dort aus stiegen wir entspannt zur Martin-Busch-Hütte ab. Unterwegs nahm Tobias ein erfrischendes Bad im Gletschersee. Auf der Hütte angekommen merkten wir, wieso in den Reiseführern des Fernwanderwegs E5 darauf hingewiesen wurde, versetzt zu den Wanderungen der Bergschulen zu starten. Die Hütte war bis auf den letzten Platz ausgebucht, es war voll und sehr laut. Schade!

 

Donnerstag, 4. August 2016

Am Donnerstag kam es zur ersten ungeplanten Touränderung. Nach Rücksprache mit der Hüttenwirtin stellte Oliver fest, dass die Wegmarkierung unseres geplanten Weges über das Schalfjoch nach ca. 2 Stunden aufhört und Ortsunkundige den Weg wohl nicht finden. Die Wirtin riet uns davon ab, diesen Weg zu gehen, da wir uns sicherlich verlaufen würden. Also wurde umgeplant und unser heutiges Ziel hieß Ramolhaus (3006 m). Wir stiegen ein kleines Stück ab und auch hier kamen uns bereits große geführte E5-Wandergruppen entgegen. Beim Abstieg erkannten wir am Grollen und an den Staubwolken einen mächtigen Steinschlag!

Auszug aus der Internetseite der Martin-Busch-Hütte:

„Am Donnerstag, 04.08.16, löste sich an der Talleitspitze im Niedertal ein großer Felsbrocken, nachdem bereits den gesamten Tag über immer wieder größere Felsbrocken zu Tal stürzen. Der Fahrweg von Vent zur Martin-Busch-Hütte wurde sofort wegen Steinschlag gesperrt, so dass die Martin-Busch-Hütte von Vent aus nicht mehr erreichbar war. Unverzüglich machten sich Geologen ans Werk, um abzuschätzen, wie groß die Gefahr ist. Der örtliche Tourismusverein hat dann bereits nach kurzer Zeit begonnen, einen Alternativweg auf der anderen Talseite anzulegen. Dazu mussten zwei neue Brücken gebaut werden. Seit dem 13.08.16 ist der Zustieg von Vent zur Martin-Busch-Hütte auf der Umgehung des Steinschlaggebietes wieder frei.“

 

Wir hatten richtig Glück, dass wir am 4. August so früh und vor der Sperrung an dem Steinschlaggebiet vorbeikamen und die Brücke passieren konnten.

Der weitere Weg führte uns über das Ramoljoch zum Ramolhaus, wo wir nach einer langen, einfachen Wanderung ankamen.

Hier ergab sich die zweite Touränderung. Für den folgenden Tag waren 20 bis 30 cm Neuschnee angesagt, sodass wir unsere Tour auf der geplanten Route über einen Gletscher auf die Hohe Wilde (3.480 m) nicht fortsetzen konnten.

Freitag, 5. August 2016

Glücklicherweise schneite es während der Nacht nicht. Der Schneefall setzte erst ab 6 Uhr morgens ein. Wir frühstückten schnell und beschlossen, unsere Tour abzubrechen und nach Obergurgl abzusteigen. Von dort fuhren wir mit dem Bus ins Pfossental und stiegen zum Nassreidhof auf, wo das Auto stand. Von den Busfahrern erfuhren wir, dass in der Nacht im Passeier Tal aufgrund des starken Niederschlags viele Muren abgegangen waren und das Tal bis 15.00 Uhr gesperrt war. Auch dieses Mal hatten wir Glück, dass wir mit unserem Bus zwar langsam aber immerhin durchkamen. Teilweise war die Feuerwehr noch mit Aufräumarbeiten beschäftigt.

Samstag, 6. August 2016

Nach einer Nacht auf dem Nassreidhof fuhren wir mit dem Auto zurück nach Deutschland. Auf der Fahrt sahen wir viele Bergspitzen und Bergzüge, die komplett mit Schnee bedeckt waren.

 

Trotz der ungeplanten Touränderungen war es eine tolle Tour. Vielen Dank an Oliver für das Ausarbeiten und Führen! Ich würde mich freuen, wenn es im nächsten Jahr wieder eine geführte Hochtour gibt, und kann jedem, der Spaß am Bergsteigen hat, nur empfehlen, daran teilzunehmen.

Fotos: Gudrun Hieber, Oliver Honrath

Kategorie:
Bergsteigen



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